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Gleich & Gleich/Zwillinge

Gleich und Gleich: Der nicht ganz so glücklich verheiratete Herr Seifert trifft einen Verwandten im Geiste.

Zwillinge: Zwillinge planen einen Mord – wie werden sie das bloß mit dem Alibi machen?

Zwei Kurzgeschichten, je ca. 1800 Wörter, 0,99 €, zu finden hier

 

Gleich & Gleich:

„Das dauert wieder!“
Herr Seifert hatte den Herrn, der neben ihm saß, nicht bemerkt, bis der diese Bemerkung fallen ließ.
„Bei Ihrer Frau auch?“
Herr Seifert sah sich verpflichtet, auf die direkte Ansprache zu antworten. Das erschien ihm ein Gebot der Höflichkeit, obwohl er sich in seiner Ruhe gestört fühlte.
„Ja, so sind sie halt …“ Herr Seifert versuchte, möglichst unverbindlich zu bleiben und starrte weiterhin den Vorhang der Umkleidekabine an. Den direkten Augenkontakt vermied er lieber, um seinen Sitznachbarn nicht zu weiteren Gesprächsversuchen zu ermutigen. Aber der ignorierte, dass er ignoriert werden sollte.
„Fürchterlich! Meine hat sich vier Hosen gegriffen, jetzt wird jede einzelne anprobiert und fünf Minuten lang mit extra-kritischem Blick darauf hin untersucht, wie dick ihr Hintern damit wirkt. Ich sitze hier, verschwende zwanzig Minuten meines Lebens mit Warten, bis Madame geruhen, mich um ein Urteil zu bitten; und wenn ich dann vorsichtig zu bedenken gebe, dass das favorisierte Beinkleid unvorteilhaft aussieht, ist sie beleidigt und holt sich noch einen Schwung Hosen. Und ich darf weiter hier sitzen wie ein Idiot.“
Herr Seifert war irritiert: Er selber war eher zurückhaltend und hätte sich niemals einem Fremden gegenüber so offenbart, gar über den Gesäßumfang seiner Gattin debattiert. Obwohl: Die Problematik kannte er natürlich ebenfalls. In sechsundzwanzig Ehejahren war auch er in so manches Fettnäpfchen getreten. Aber irgendwie rauft man sich ja doch zusammen; das Geheimnis einer guten Ehe ist schließlich Kompromissbereitschaft. Herr Seifert wollte dem Fremden nicht zustimmen, weil das ja heißen würde, dass er hinter ihrem Rücken über seine Frau lästerte, aber andererseits fühlte er sich der Solidargemeinschaft der Ehemänner verpflichtet.
„Ich bin sowieso eher für Röcke …“
Der Unbekannte nahm den Ball auf: „Sagen Sie nichts mehr, ich weiß Bescheid! Sie haben das ein einziges Mal Ihrer Frau gegenüber erwähnt, aber die hat ein Mordspalaver gemacht, dass wir nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert leben, Frauen durchaus Hosen tragen können und dass Röcke nur dazu dienen, die Rollenklischees zu festigen und so weiter – das ganze Suffragetten-Programm!“
Herr Seifert war verblüfft: Fast genau so war es tatsächlich gewesen. Es fehlte allerdings noch der spöttische Hinweis darauf, dass er wohl nicht gerade ein Fachmann für Modefragen sei, schließlich suche sie ihm schon seit etlichen Jahren die Kleidung aus – wer weiß, wie er sonst rum laufen würde.
„Ja, da gucken Sie, mein Lieber! Das ist aber keine Telepathie – das ist die universale Erfahrung gutmütiger Ehemänner!“ Der Mann zwinkerte ihm über die Ränder seiner Brille zu.
Frau Seifert trat aus der Kabine.
„Was sagst Du zu der hier?“
Sie hatte eine enge, schwarze Caprihose ausgesucht, die ihre Figur betonte. Herr Seifert musste nicht zur Seite schauen, um zu wissen, dass sein Gesprächspartner mit Mühe ein breites Grinsen unterdrückte.
„Steht Dir ausgezeichnet!“ log er und wusste genau, dass diese Worte sie nicht davon abhalten würden, ein weiteres halbes Dutzend Hosen über ihre Oberschenkel zu zwängen, in der Hoffnung, bei wenigstens einer davon würde der Bund ausreichend weit sein. Frau Seifert verschwand wieder in der Kabine. Der Mann hatte sich in Luft aufgelöst, wahrscheinlich war seine Frau doch schon zu einer Entscheidung gekommen und er war ihr zur Kasse gefolgt. Herr Seifert war ein bisschen empört über die Unhöflichkeit, nicht mit einem Abschiedswort bedacht worden zu sein.

 

Zwillinge:

„Manu und Dani, die sexy Zwillinge“, so hat man uns früher genannt. Und jeder, aber auch wirklich jeder, der uns zum ersten Mal sah, musste seinen Gedanken aussprechen, wie ähnlich wir uns sehen würden.
Logisch, Zwillinge eben, eineiige noch dazu.
Wobei Daniela und ich an dem „sexy“ in „sexy Zwillinge“ wenig schuld hatten. Gut, wir sind nicht hässlich. Wir sehen sogar ganz gut aus, wenn ich das mal sagen darf, ohne direkt als eingebildet zu gelten. Aber wir waren nie bewusst aufreizend. Und tatsächlich ist es romantischen Beziehungen eher abträglich, wenn man einen Zwilling hat.
Weil: Es heißt immer, zwischen Zwillingen bestünde ein nahezu telepathisches Band, wobei der Eine angeblich weiß, was der Andere gerade denkt und fühlt. Das liegt darin begründet, dass Zwillinge gleich alt sind, unter gleichen Umständen aufwachsen, eventuell noch die gleichen Klamotten tragen und so weiter. Wenn man die gleichen Erfahrungen sammelt, zieht man daraus die gleichen Konsequenzen, oder zumindest sehr ähnliche. Daher der Mythos.
Und dieser Mythos nervt. Die Leute gehen davon aus, dass alles, was sie meiner Schwester erzählen, mir auch sofort bekannt ist. Sie gehen davon aus, dass alle meine Meinungen mit denen von Daniela übereinstimmen müssen.
Eben deshalb sind romantische Beziehungen sehr schwierig: Jeder von Danis Freunden hatte das Gefühl, dass ich irgendwie mit im Boot wäre, dass ich größeres Vertrauen genieße, irgendwie näher an ihrem Herzen wäre, oder was auch immer man für eine schmalzige Umschreibung wählen will. Umgekehrt natürlich genauso. Klar, ich war immer ihre Anlaufstelle, wenn es mal wieder nicht geklappt hatte, aber ich habe mich nie eingemischt. Wir hatten sogar die Vereinbarung, uns nichts zu erzählen über die jeweiligen Bekanntschaften. Aber das hat nichts geholfen: Der andere Zwilling bleibt das Objekt von Eifersüchteleien.
Deshalb, als wir ungefähr Zwanzig waren, haben wir uns entschlossen, dass wir getrennte Wege gehen. Ich hatte gerade ein Angebot für einen Job im Ruhrgebiet, Dani ist nach Offenbach gezogen, wir haben beide neue Freundeskreise aufgebaut, die wir sorgfältig voneinander getrennt hielten. Das klappte großartig. Klar, wir hatten noch Kontakt, vor allem per Email. Und natürlich haben wir uns bei den Festen der Verwandtschaft getroffen, Geburtstage, Weihnachten, das Übliche.
Vor drei Jahren hat sie dann einen Mann kennen gelernt, mit dem es ernst wurde: Justin war ein gut aussehender Bursche, eigentlich ganz nett, aber er hatte etwas an sich, was mir schon auf den Fotos, die sie mir schickte, nicht gefiel. Aber ich konnte damals nicht den Finger drauf legen. Als Dani ihn dann – Weihnachten, vor zwei Jahren – zu meinen Eltern mitbrachte, wusste ich, dass sie schon die Hochzeitsglocken läuten hörte. Er aber bestätigte mein schlechtes Gefühl: Er nahm mich im Laufe des Abends beiseite und fragte mich: „Ey, Manu, was hältst Du von einem flotten Dreier? Dani, Du und ich?“. Ich war natürlich empört; er tat so, als ob das nur ein Scherz gewesen wäre und entschuldigte sich damit, dass der Alkohol aus ihm sprechen würde.

 

 

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