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Der Goldene Gorilla

Der erste Beitrag von Vanessa:

Major Grubert verfolgte jahrelang die Spur des legendären Affen. Als er ihn endlich fand, reagierte der Goldene Gorilla nicht ganz so, wie Grubert sich das vorgestellt hatte … Auf der Flucht vor dem Primaten muß der Major die haarsträubenden Hindernisse überwinden, durch die auf dem Hinweg seine Gefährten auf allerlei abscheuliche Arten umgekommen sind.

Im Stil der Abenteuer-Romane des ausgehenden 19. Jahrhunderts gehalten.

Kurzgeschichte, ca. 6900 Wörter, 0,99 €, zu finden hier

 

An den Haken am obersten Punkt dieser vollkommen geschlossenen, hemisphärischen Kuppel war ein starkes Seil geknotet, das die Jahrhunderte offenbar unbeschadet überstanden hatte. Unsere Blicke folgten dem Seil bis zur Decke, wo es über eine Rolle in die Richtung der Säulen umgelenkt wurde. Von einem der Bögen zwischen den Säulen hing eine weitere Rolle, die das Seil wieder nach unten schickte. An diesem Ende des Seiles, kurz unter dem Säulenbogen, hing eine Kugel aus Granit, mit einem Durchmesser von etwa anderthalb Yard, ganz offensichtlich das Gegengewicht für die Kuppel, unter der der Goldene Gorilla gefangen sein musste. Manteca wies zu Recht auf die höchst sonderbare Tatsache, dass die bisherige Geschichtsschreibung noch nicht von den Futtjucken zu berichten wusste, obwohl sie doch immerhin schon den Flaschenzug kannten und daher größere architektonische Spuren hätten hinterlassen sollen.

Von der Kugel hing unten noch ein weiteres Seil hinab, daran klammerten wir uns und zogen, als ob wir zur Sonntagsmesse läuten wollten.

Die Halbkugel hob sich und tatsächlich: der Goldene Gorilla! Endlich! Ich wollte auf ihn zu stürzen, ihn berühren, aber ich musste der Versuchung widerstehen, durfte noch nicht loslassen, alleine schon um Mantecas willen, der das Gewicht alleine nicht hätte halten können und an die Decka katapultiert worden wäre. Nachdem wir es geschafft hatten, die Kugel bis auf wenige Inches über den Boden hinunter zu ziehen, befestigten wir das lose Ende des Seils an einem Haken unserer Bergsteigerausrüstung, den wir vorher in den Felsengrund getrieben hatten. Die Kuppel schwebte jetzt über dem Goldenen Gorilla, als ob eine unsichtbare Gigantin den Deckel einer Bonbonniere über der kostbarsten aller Pralinen hielt. Der Affe war enorm groß, obwohl er zusammengesackt vor sich hin dämmerte. Ich näherte mich vor Erregung zitternd vorsichtig diesem einzigartigen Zeugen der Vergangenheit und sah den riesigen Brustkorb in langsamer Bewegung an- und abschwellen.

„Er atmet, Umberto! Er lebt!“

„Das wird er Ihnen bald voraus haben, Major!“

Gute Güte, also doch! Der Verräter! Mein in hunderten Gefechten geschärfter Instinkt ließ mich hinter die nächstbeste Säule hechten, schon fiel ein Schuss und eine Kugel schwirrte hinter meinem Rücken vorbei. Manteca jagte ein weiteres Geschoss in den Pfeiler. Ich nutzte die Zehntelsekunde, die er brauchte, um erneut den Hahn seines Revolvers zu spannen, um einen schnellen Blick um die Säule zu werfen. Der Bastard hatte sich hinter der Granitkugel in Deckung gebracht.

„Nun, Major, ich schätze, Sie werden zu einem weiteren tragischen Opfer auf dieser vom Unglück verfolgten Expedition. Ihr am Boden zerstörter Diener wird alleine nach England zurückkehren müssen. Immerhin hat die treue Seele den Goldenen Gorilla dabei und man wird feststellen, dass Mantecas Abhandlung über den Affen durchaus das Niveau von Gruberts Berichten halten kann.“

Wieder schlug ein Projektil in die Säule, aber diesmal hatte er sein Lee-Metford-Gewehr abgefeuert.

„Für die Meisten wirst Du trotzdem nur ein stinkender, kleiner Emporkömmling sein, Umberto, und seit etwa einer halben Minute denke ich: zu Recht!“

Ich prüfte die Trommel meines Webley, in allen Kammern steckten Patronen.

„Mag sein, aber ich werde ein vermögender, stinkender, kleiner Emporkömmling sein. Da sie mich als Verwalter von Glastonburyshire eingesetzt haben, wird es nicht allzu schwer sein, den Rest Ihres Besitzes zu versilbern. Aber das ist nicht so wichtig. Viel schöner finde ich den Gedanken, dass Sie unwillentlich zum Steigbügelhalter meines Ruhmes werden. Für all die Jahre, in denen es umgekehrt war, wird mich das reichlich entschädigen.“

Manteca verlieh seinen Worten mit einem erneuten Schuss einigen Nachdruck. Er bemühte sich, in seiner Stimme die gelassene Überlegenheit des sicheren Siegers mitschwingen zu lassen, aber Bitterkeit und Hass verzerrten den Klang zu einem dissonanten Geräusch, das ich bei anderer Gelegenheit für Möwenkreischen gehalten hätte.

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